Eggelingen
Ortschaft in Ostfriesland, seit 1237
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STRAßEN UND WEGE Eggelingen liegt an der Kreisstraße 21, die von Wittmund in östlicher Richtung in das Jeverland führt und in Wegshörn in die Landesstraße Jever-Carolinensiel einmündet. Bevor diese Straße gepflastert wurde, gab es nach Wittmund nur einen unbefestigten Feldweg. Dieser verlief teilweise außerhalb der jetzigen Trasse. Ein Rest des alten Weges ist z. B. noch zu erkennen beim Lagerplatz der Straßenmeisterei bei km 3. Beim Dorf bog er, etwas nördlich ausholend, in die jetzige Straße Runddeel ein. Die Straße Runddeel ist mithin ein Rest des alten Fahrweges nach Wittmund. Er verlief alsdann über den jetzigen Vorplatz vor dem Haus Memenga rechts ab in das Dorf. Die Abzweigung nach Groß- und Kleinwarfen verlief zwischen den jetzigen Häusern Warfstraße 3 (Jakobs) und 5 (Duden). Der alte Wegekörper ist auch hier bis zur jetzigen Landstraße noch gut zu erkennen. Der Weg endete in Großwarfen. Die Abzweigung nach Kleinwarfen befand sich etwa auf dem halben Wege zwischen dem Dorf und Großwarfen. Eine Fahrwegverbindung von Kleinwarfen in das Jeverland gab es offenbar nicht. Die Wegeverbindung von Eggelingen nach Jever führte demnach über Schluis. Ein weiterer Weg in das Jeverland ging durch Greehörn nach Middoge. Der alte Fahrweg von Wittmund über Eggelingen nach Middoge befand sich 1860 in einem sehr schlechten Zustand. Besonders im Winter standen lange Strecken unter Wasser und waren nicht befahrbar. Aufgrund vieler Beschwerden, besonders aus dem Jeverland, wurde über einen landstraßenmäßigen Ausbau beraten. Der Flecken Wittmund begann 1873 mit dem Ausbau der Mühlenstraßeo Etwas später wurde mit dem Ausbau bis zur Toquarder Brücke (jetzt allgemein Barumser Brücke genannt) begonnen. 1876 wurde diese Strecke gepflastert. Im Jahre 1874 wurde ein Verzeichnis aufgestellt über die Grundeigentümer, welche Grund und Boden für den Landstraßenbau von der Toquarder Brücke bis Eggelingen abgeben mußten. Die Länge der Strecke betrug 2.960 m, die Fläche 44.765 qm. Diese Flächen wurden 1878 angekauft, zum Teil auch gegen den alten Wegekörper eingetauscht. Wenn die Forderungen der Landwirte, die Flächen für den Straßenbau abtreten mußten, zu hoch waren, wurden zwei auswärtige Schätzer bestellt. Dann beschloß die Gemeinde Eggelingen den Ausbau als Sandkasten. Die Arbeiten wurden 1879/80 vergeben und ausgeführt. Die Ausverdingung der Arbeiten erfolgte immer zu arbeitsarmen Zeiten, um so günstigere Angebote zu erhalten. Am 19. Oktober 1886 wurde die Wegestrecke in den Landesetat aufgenommen. Die Ausbaugenehmigung sollte nur erteilt werden, wenn die Straße durchgehend bis zur Straße Jever-Carolinensiel gepflastert würde. Für die Unterhaltungskosten sollte eine Gebührenhebestelle errichtet werden. Da an der Wegestrecke kein Gebäude stand und ein Neubau als unrentabel angesehen wurde, verzichtete man zunächst auf die Hebung einer Wegegebühr. über die Pflasterung der Strecke sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Die Flächen für die Strecke Eggelingen bis zur Grenze des Jeverlandes, 1.820 m lang, wurden 1886 angekauft bzw. getauscht. Die Lieferung der 546.000 Steine wurde im Mai 1887 ausverdungen. Den Angeboten mußten zwei Probesteine beigelegt werden. Sie sollten erster Sorte sein, und zwar in einer Größe, daß 80 Stück in einen Quadratmeter paßten. Die Angebote sind noch im Original vorhanden. Geliefert wurden die Steine von der Ziegelei Wiesede zum Preis je 1/3 zu 32,90, 33,90 und 35,90 Mark. Die Pflasterung erfolgte 1888 in einer Breite von 3,50 m. Die Brücke über die Grenzleide zum Jeverland wurde am 6. Dezember 1888 fertiggestellt. Die Kosten betrugen 2.114 Mark. Sie wurden mit dem Jeverland geteilt. Neben dem gepflasterten Straßenstreifen verlief ein unbefestigter Streifen, der sogenannte Sommerweg. Auf den Böschungen wurden in einem Abstand von 10 m Bäume gepflanzt. Um 1925 wurden zwei kurze Strecke der Pflasterung, am Hundshamm und kurz vor Wittmund, aufgenommen. Die Fahrbahn wurde hier mit Felsbrocken befestigt und mit einer Asphaltdecke überzogen. 1934 wurde die Toquarder Brücke erneuert. Die Holzbrücke über die Harle, auch Gräfenschlootbrücke genannt, wurde 1953 durch eine Betonbrücke mit einem größeren Durchlaß ersetzt. Ein Baumsterben gab es hier schon seit dem zweiten Weltkrieg, so daß alle Bäume im Laufe der Zeit gefällt werden mußten. Durch das starke Verkehrsaufkommen verschlechterte sich der Straßenzustand so sehr, daß die Strecke von Wittmund bis Toquard 1968 und die Strecke Toquard-Wegshörn 1969 in einer Breite von 6 m als Asphaltstraße ausgebaut wurden. Die alte Pflasterung befindet sich noch unter der jetzigen Straßendecke. 1986 wurden wieder Bäume angepflanzt, allerdings in einem weiteren Abstand als früher. Der Weg durch das Dorf, die jetzige Warfstraße, muß sich vor der Pflasterung in einem grundlosen Zustand befunden haben. Der Abstand zwischen den sich gegenüberliegenden Häusern war damals noch geringer als heute. Von Zeitzeugen wissen wir, daß dort, wo sich jetzt der Vorgarten des Hauses Nr. 14 befindet, längs des Weges ein altes Haus stand, das etwa um die Jahrhundertwende abgerissen wurde. Schräg gegenüber, wo jetzt das Haus Nr. 15 steht, befand sich ein Haus, dessen Dach fast bis zum Erdboden reichte. Es mag etwa um 1880 abgebrochen worden sein, denn der alte Tischler Hans Bluhm, der 1963 im Alter von über 80 Jahren starb, konnte sich noch daran erinnern. Der Weg war hier so schmal, daß zwei Pferdegespanne sich nicht begegnen konnten. Auf die Klagen der Anlieger, daß der Weg nicht mehr befahrbar sei, wurde 1887 eine Pflasterung empfohlen. Dagegen legten verschiedene Landwirte, wohl die größten Steuerzahler, Beschwerde ein mit der Begründung, bei einer Schuldenlast von 60.000 Mark durch den Landstraßenbau seien die Kosten für eine Pflasterung der Dorfstraße nicht mehr zu tragen. Die Beschwerde wurde vom Landrat abgewiesen und eine Pflasterung angeordnet, notfalls unter polizeilicher Aufsicht. Die Kosten für die 265 m lange Strecke betrugen 4.300 Mark. Wenn man bedenkt, wie katastrophal die Wegeverhältnisse vor dem Ausbau waren, kann man ermessen, daß diese Maßnahmen damals erhebliche Fortschritte waren. Sicher hat dann in der folgenden Zeit zunächst das Geld für den Ausbau weiterer Wege gefehlt. Ein dringendes Bedürfnis zur Pflasterung weiterer Gemeindewege hat es möglicherweise auch noch nicht gegeben, denn die einzigen Verkehrsmittel nach den abgelegenen Ortsteilen und Einzelgehöften waren Pferdegespanne. Die Zeit der Kraftfahrzeuge war noch nicht gekommen. Trotzdem war man weiterhin bestrebt, die Wegeverhältnisse zu verbessern. So wurden im Jahre 1910 die Wege nach Großwarfen und Greehörn mit Schlacke befestigt. 1911 wurde als nächster der Middoger Weg bis zum Hof Gralfs mit einer Schlackendecke versehen, und in den dreißiger Jahren wurde der Weg von Barunis nach Schluis (Barumser Weg) als Schlackenweg ausgebaut. Dieser Ausbau wurde vorgenommen in Zusammenarbeit mit den Jeverländern, weil die fünf Bauern am Barumser Weg ihre Milch über Scheep zur Molkerei in Jever lieferten. Die Befestigung der Wege mit Schlacke war mit Sicherheit erheblich preiswerter zu haben als die Pflasterung mit Steinen und genügte zunächst doch den damaligen Ansprüchen. Die so befestigten Wege konnten sogar durch Autos befahren werden, die es in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre doch schon in erheblicher Zahl gab. Ärzte und Tierärzte konnten mit ihren motorisierten Fahrzeugen die meisten Höfe nunmehr erreichen. Neben einigen kürzeren Wegestrecken blieben zunächst der Schluisweg und der Berdumer Weg als unbefestigte Feldwege bestehen. Die älteren Mitbürger haben diese Wege als sogenannte Kleiwege noch in guter Erinnerung. In nassen Sommern und im Herbst waren sie grundlos, so daß auf dem glitschigen Schlick vielfach Schlitten als Transportmittel verwendet werden mußten. Wilhelm Gerdes, der eine Milchtour vom Berdumer Oberdeich nach Jever betrieb, transportierte nötigenfalls auf diese Weise die Milchkannen zur Kreisstraße. Die Pferde sackten manchmal fast bis zum Bauch ein. Die Orientierung auf diesen Wegen war insbesondere dann schwierig, wenn wegen der unzureichenden Entwässerung das Wasser in den angrenzenden Gräben so hoch stand, daß der Weg überspült wurde. Setzte dann Frost ein, wurde er so hart und knubbelich, daß er aus diesem Grunde kaum zu befahren war. Wenn die Wege dann im Frühjahr trocken und eingeebnet wurden, konnten sie in guten Sommern mühelos befahren werden, auch durch Kraftfahrzeuge. Die Wege wurden hart wie Dreschdielen, und die Fahrzeuge wirbelten Staub auf, der kilometerweit zu sehen war. Neben den unbefestigten Fahrwegen verliefen sowohl nach Berdum als auch nach Schluis Fußpfade, die auch von geschickten Radfahrern benutzt werden konnten. Diese Fußpfade waren vom Fahrweg durch eine kleine Gruppe getrennt und in einer Breite von ca. 24 cm durch eine Backsteinreihe gepflastert. Da die Steine oft versackten und schief saßen, war es zumindest für Radfahrer nicht ungefährlich, diese Pfade zu benutzen. Mancher ist im Graben gelandet. Diese schmalen Fußpfade verliefen nicht nur neben den unbefestigten Feldwegen. Es gab sie auch als fußläufige Verbindungen z. B. vom Dorf über die Wiesen und Weiden direkt nach Barunis. Als Fußgänger ersparte man sich dann den Umweg über Schluis. Die Pflasterungen verliefen durchweg an den Gräben entlang. Wo Gräben zu überqueren waren, lag eine Planke oder ein schmaler Steg. An einer Seite war zur Sicherung in Armhöhe meist eine Eisenstange angebracht. Ähnliche Fußwege gab es auch vom Dorf (beginnend, wo jetzt das Feuerwehrhaus steht) nach Greehörn, von Greehörn nach Großwarfen und von dort nach Kleinwarfen und von Barunis nach Hornumi, Gemeinde Asel. Unbefestigte Fußpfade führten von Greehörn nach Herduni und von Schluis nach Vereinigung. Wie schwierig und primitiv die Verkehrswege in früheren Zeiten waren, läßt sich leicht ermessen an den beiden noch vorhandenen Feldwegen von Barums zur Kreisstraße (Barumser Brücke) und von Greehörn nach Middoge. Mit der zunehmenden Motorisierung auch in der Landwirtschaft wurde eine weitere Verbesserung des Wegenetzes unerläßlich. In den fünfziger Jahren wurde damit begonnen, den Schluisweg zunächst mit Bauschutt aus Wilhelmshaven, den die Bomben dort verursacht hatten, zu befestigen, desgleichen den Berdumer Weg, und der Weg nach Großwarfen und der Middoger Weg wurden asphaltiert. In den sechziger Jahren erhielten der Schluisweg, der Toquarder Weg, der Barumser Weg und schließlich der Berdumer Weg Asphaltdecken. Jetzt gibt es keinen abgelegenen Ortsteil oder Hof mehr, der keine befestigte Zuwegung hat. Trotzdem sind die Wege durchweg noch zu schmal. Im Begegnungsverkehr müssen z.B. landwirtschaftliche Zugmaschinen mit ihren Anhängern und schwere Milchtankfahrzeuge oder Lastwagen mit Futtermitteln oft in den unbefestigten Seiten raum ausweichen und verursachen so Schäden. Die Instandhaltung der Wege verursacht laufend hohe Kosten. Aber dafür muß jetzt die Stadt Wittmund aufkommen, die als Rechtsnachfolgerin der Gemeinde Eggelingen auch deren Wegenetz übernommen hat. Die Stadt Wittmund hat übrigens die Dorfstraße, die jetzige Warfstraße, in den Jahren 1979/80 grunderneuert und mit einem Abwasserkanal für Oberflächenwasser und mit einem Gehweg versehen. Die Erneuerung des Kirchlandweges erfolgte bald darauf. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 255.350 DM. Drei Prozent davon wurden auf die Anlieger umgelegt. Offizielle Straßennamen hatte es in der Gemeinde Eggelingen nicht gegeben. Sie wurden erst nach der Eingemeindung durch die Stadt Wittmund eingeführt. So hatte die Dorfstraße, die jetzige Warfstraße, keinen Namen. Der jetzige Kirchlandweg hieß früher im Volksmund Kirchlohne (Karklaan). Die Straßenbezeichnung "Up Hoecht" war früher die volkstümliche Bezeichnung dieses Bereichs. Der Volksmund benannte die Wege früher oft einfach nach den Personen, die hier wohnten oder die die Wege überwiegend benutzten. So hieß z. B. der Berdumer Weg "Wilhelm Gerds sien Spoor", weil hier der Milchfuhrmann Wilhelm Gerdes wohnte. Der Weg nach Itzhausen hieß "Edzard Ulfers sien Spoor", weil Edzard Ulfers seinerzeit Pächter des Hofes Itzhausen war. Dann gab es vom Dorf auch noch "Heiko Dirks sien Spoor" zum Hof Dirks (jetzt Fauerbach) und vom Schluisweg aus "Jan Reents sien Spoor", das war der Weg zum Hof Reents.
Historisches