Eggelingen
Ortschaft in Ostfriesland, seit 1237
DIE SCHULE Schulmeistern auf dem Lande "wurde das Brot oft sauer". Mit diesen Worten überschrieb Wilfried Janßen aus Asel seinen Aufsatz im Anzeiger für Harlingerland, der uns einen interessanten Einblick vermittelt in die hiesigen schulischen Verhältnisse vergangener Jahrhunderte. Auch dieser Aufsatz verdient es daher, hier wörtlich wiedergegeben zu werden: "Aus den Visitationsprotokollen der Kirchengemeinde Eggelingen von 1671 bis 1683 liegen uns erste Nachrichten über die dortige Schule vor. Küster und Schulmeister war damals der 1635 zu Braunschweig geborene Joachim Hartwig Boden. Er besuchte die Schulen zu Braunschweig, Hildesheim und Aurich. Bevor Boden 1667 seine Tätigkeit in Eggelingen antrat, war er zehn Jahr lang Küster zu Asel. Der Küster- und Schuldienst zu Eggelingen war in dieser Zeit relativ gut bezahlt. Neben der Nutzung von zwei Diemat Ackerland und der Lieferung von drei Pfund Butter durch jeden Hausmann standen ihm noch ungefähr 600 Pfund Brot zu. Außerdem bekam der Schulmeister von den Hausleuten noch 41 Stücke Fleisch, jedes ca. 10 bis 12 Pfund schwer. Sechs Stüber hatte jeder Häusling zu entrichten, Brautpaare vermachten ihm nach alter Gewohnheit ein großes Schnupftuch zum Geschenk. Für die Bestattung "eines alten Toten" gebührten dem Küster drei Schaaf, "und für das Beläuten derselben eine Fahne Bier", während es für die Beerdigung eines Kindes nur drei Stüber und ein Kröss Bier gab. Dieses Bier stand allerdings den vier Männern zu, die die schwere Glocke eine Stunde lang läuten mußten. Bei den Kindstaufen hatte der Küster Anspruch auf ein Stück Käse. Für jedes Schulkind mußten zudem pro Quartal ein Schilling Schulgeld und zwei Stüber Einschreibegeld bezahlt werden. Außerdem standen dem Küster eine Wohnung nebst Garten zur Verfügung. Als Schulmeister Boden 1679 die Kantorstelle in Esens angetragen wurde, zögerte er jedoch nicht, diese Stelle anzunehmen. Er hatte eine große Familie zu ernähren, denn seine in Eggelingen verstorbene Ehefrau hatte im fünf Kinder hinterlassen, und in seiner zweiten Ehe hatte er auch schon wieder zwei Kinder. Bodens Nachfolger wurde Otto Gerdes, der 1679 zum Küster und Schulmeister zu Eggelingen bestellt wurde. Konnte man 1671 noch von einem guten Einkommen des Eggelinger Schulmeisters berichten, so scheint sich die Situation knapp 50 Jahre später dramatisch verschlechtert zu haben. Der zeitige Schulmeister Egbert Klante klagte seine Not der Fürstin Christine Luise, der ersten Gemahlin Georg Albrechts, mit bewegten Worten: "... es wird mir blutsauern, das Brot für mich und die Meinigen zu erwerben". So ist es zu verstehen, daß sich Klante Anfang Februar 1720 um die erledigte Küsterstelle zu Esens bewirbt. Ihm wurde der Bescheid gegeben, daß seiner bei einer Vakanz im Harlingerland demnächst gedacht werden sollte. Drei Jahre später war immer noch keine Abhilfe geschaffen worden. Klante hätte seine Einkünfte verbessert gesehen, wollte es aber mit der Gemeinde nicht verderben. Er wußte, daß der vorige Küster und Lehrer Hermann Wilts von Pastor Eiben wegen seines trotzigen Wesens oft getadelt worden war, wenn er auf sein Recht gepocht hatte. Außer dem geringen Schulgeld bestanden die Einkünfte des Schulmeisters in Naturalien. Am Johannistag bekam er von den 35 Hausleuten je drei Pfund Butter, nach der Ernte dazu gut 700 Pfund Brot. Wenn Schlachtzeit war, hatten alle Hausleute, auch die von Toquard, sechs Pfund Rindfleisch zu geben. An Grundheuer bekam er zu Michaelis von Friedrich Mammen einen Dukaten und 18 Stüber vom Grodehörn. Schließlich gehörten zur Schulstelle noch zwei Diemat gutes Land. Egbert Klante war schließlich doch wegen der Verbesserung seiner Einkünfte vorstellig geworden. Der Schuldienst, so schreibt er, wäre früher besser dotiert gewesen. Vor Zeiten, als schwere Deichlasten auf dem Lande gelegen hätten, hätte der damalige Küster dem Pastoren fünf Diemat Land überlassen müssen, weil er die Deichlasten nicht aufbringen konnte. Klante verlangte die Rückgabe dieser fünf Diemat Land an die Küsterei. Der Wittmunder Drost Reinhold Helmrich Freiherr von Ungern-Sternberg und der Amtmann Christian Eberhard Schleiff berichteten am 29. Juli 1723 nach Aurich: "Was der Klante vorgestellt hat, verhält sich wirklich so. Wenn alles zusammengerechnet wird, ergibt das nicht viel mehr als 100 Gulden." Der Küsterei wurden schließlich die restlichen fünf Diemate Land wieder zugeschlagen. Eine wesentliche Verbesserung der Einkünfte scheint diese Maßnahme nicht bewirkt zu haben, denn im Jahre 1736 schlug Pastor Andrae, der die Not der Schulmeister kannte, dem Konsistorium zu Aurich eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, wie diese zu verbessern wäre. Diese Abgaben sollten von dem Rentmeister eingetrieben und an den Küster alljährlich zu Weihnachten gezahlt werden: "Andernfalls würden Simonis (der Schulmeister) und ich Unwillen gegen uns erwecken, weil wir neue Lasten aufbringen", so Pastor Andrae in seinem Schreiben. Einen Grund für die Verschlechterung der Einkünfte der Eggelinger Schulmeister kann man sicher auch darin sehen, daß die Toquarder zeitweise eine eigene Nebenschule unterhielten. 1671, als die Toquarder noch nach Eggelingen eingeschult wurden, mußte ein "jeder Hausmann zu Toquard ein Stück Fleisch, ein Häusling drei Stüber" an den Schulmeister abgeben. Dazu kam das Schulgeld in Höhe von sechs Stübern und zusätzlich ein Stüber zur Einschulung." Die Nebenschule zu Toquard In einem weiteren Bericht von Wilfried Janßen über die Nebenschule zu Toquard heißt es: "Aus einem Revisionsbericht vom z. Dezember 1709 geht hervor, daß 'in Toquard kein Schulhaus ist, sondern der Schulmeister isset bei den Hausleuten herum und lebet kümmerlich. Hier stand ein fremder Mensch, welcher in Aurich konfimiert. Nach ihm war Michael Osthorn. Er ist drei Tage in Toquard gewesen. Jetzt steht hier Albert Immen, ein Schulbursch aus Jever. Er informieret 25 Kinder.' Am 12. Januar 1736 berichtete Pastor Ephraim Andrae aus Eggelingen nach Aurich: 'Im hiesigen Kirchspiel haben die Einwohner von Warfen einen Tagelöhner und Bierzapfer als Schulmeister ihrer Kinder angenommen und die zu Toquard einen Arbeiter, der ihre Kinder lehren soll. Trotz aller Ermahnungen wollen sie davon nicht ablassen.' Der Schulmeister zu Warfen scheint eine Eintagsfliege gewesen zu sein; die Toquarder beriefen sich jedoch darauf, daß sie 'seit altersher einen Privatschulmeister gehalten hätten', wie es ihnen auch von dem Funnixer Pastoren C. von Angelbeck bescheinigt wurde: 'Ich weiß nichts anderes, als daß die Interessenten zu Toquard jederzeit einen Privatlehrer gehalten haben, welches ich bescheinigen kann, weil mir noch bewußt ist, daß der verstorbene deutsche Kantor zu Aurich, Just Ihnen, zu der Zeit, da er Schulmeister zu Toquard war, nach Wittmund kam und sich von meinem Vater in der Rechenkunst unterrichten ließ.' Ein ähnliches Zeugnis hatte Albert Immen, Organist und Schulbedienter zu Cleverns, ausgestellt. Trotz aller Eingaben wurde mit dem 25. Februar 1737 vom Amt Wittmund verfügt, daß die Kinder aus Toquard in die Kirchspielschule in Eggelingen gehen müssen. Graf Carl-Edzard verfügte; daß die Verordnung vom 25. Februar 1737 rechtskräftig wäre und daß alle Nebenschulen "zu einem Male abgeschafft sein sollen." Doch gestattete er den Toquardern, zur Herbst- und Winterszeit für ihre kleinen Kinder einen Nebenschulmeister halten zu dürfen. Lange bleibt es aktenkundlich still um die Nebenschule zu Toquard. Erst mit dem 26. August 1800 bescheinigt Pastor Gerhard Julius Leiner einen Mietvertrag, den die "Interessenten" Jan Harms Betten, Siebelt Jürgens und Gerdt Focken mit dem Hausmann Ulfert Folckerts abschlossen. Dessen Vorfahren hatten bereits ihr ehemaliges Backhaus zur Einrichtung einer Nebenschule für eine Miete von drei Schaaf der Kommune Toquard überlassen, wie aus dem Mietvertrag hervorgeht. Anscheinend hatte die Schule längere Zeit nicht existiert und wurde jetzt wieder aufgenommen, 'denn Ulfert Folkerts hat nunmehr dieses Haus erneuern und noch besser zum Schulhause einrichten lassen.' Die Miete wurde jetzt auf sechs Schaaf und 15 Witt pro Schulkind und Jahr festgesetzt. Zehn Jahre später beschließt das Königliche Konsistorium zu Aurich nach einer Eingabe der Toquarder Interessenten Gerdt Focken, Burchart F. Fokken, Wilm Eilers, Johann Lehmann, Heike Peter Hicken, Ulffert Hinrichs, Arian Cornelius, Johann Mehnen Bruhnken, Boyung Janssen Betten, Harm Gerdes, Wilke Reents und Adolph Hildebrand die 'Beybehaltung und Fortführung der kleinen Schule zu Toquard' und bestellt den 'Jüngling' Wilhelm G. Willms aus Funnix mit dem 24. Juli 1810 zum neuen Schulmeister. Am 12. November 1810 sieht sich Willms genötigt, Klage zu führen, 'da der Haus- und Heuermann Heike Peters sich weigert, mich als Schullehrer der Commune Toquard in Quartier zu nehmen'. Es scheint zu keiner Einigung gekommen zu sein, denn am 4. Januar 1811 reicht Willms an seine Kaiserliche Majestät Napoleon eine Bewerbung ein um die Schulstelle in Willen. Als Grund gab er an, daß er nur 12 bis 13 Reichsthaler verdiene, wovon er nicht einmal Kleider kaufen könne. Am 10. Januar 1811 wird ihm die Stelle in Willen übertragen. Sein Nachfolger geht aus den vorhandenen Schulakten nicht hervor; fest steht, daß eine mehrjährige Vakanz herrschte, bevor mit Wirkung vom 20. November 1824 T. B. Mammen zum Toquarder Schulmeister ernannt wurde. Allerdings steht diese Ernennung unter keinem sehr günstigen Stern, denn es ist kein Schulhaus mehr vorhanden. Das bisher als Schullokal genutzte Backhaus hatte nämlich inzwischen einen neuen Besitzer, Johann Cornelius Janssen, erhalten, und dieser weigerte sich, das Gebäude weiterhin zum Verfügung zu stellen. Die größeren Kinder wurden also weiterhin in Eggelingen unterrichtet, während die kleineren behelfsmäßig von Mammen unterrichtet wurden. Schließlich wird der Eggelinger Pastor Gerdes beauftragt, ein anderes Schullokal anzumieten bzw. die Interessenten zu Toquard zu bewegen, ein neues Schulgebäude zu bauen. Letzteres wird aus Kostengründen abgelehnt. Weiterer Ärger zeichnet sich bald ab, als Janssen sich weigert, den Schultisch und drei Schulbänke herauszugeben, da er meint, diese wären im Kauf enthalten gewesen. Auch die Anmietung eines Schullokals ist ergebnislos; also werden der Bauermeister Johann Mehnen Bruhnken und schließlich der Amtsvoigt Oltmans beauftragt, ein Lokal zu mieten. Damit aber nicht genug: Bauermeister Bruhnken weigert sich, daß die Kommune die Kosten für die Bestallung des Lehrers übernehme. Das Königliche Amt zu Wittmund weist ihn an, die Lasten auf die Interessenten zu verteilen. Ein Schullokal ist noch immer nicht gefunden. Eine weitere Eskalation tritt ein, als die Toquarder nicht mehr bereit sind, dem Nebenschulmeister weiterhin Kost und Logis zu geben, so daß dieser obdachlos wird. Dem Königl. Amt platzt jetzt der Kragen: Dem Bauermeister Bruhnken wird befohlen schleunigst dafür zu sorgen, daß dieser menschenunwürdige Zustand beendet wird. Gleichzeitig werden sämtliche Haus- und Warfsleute des Schuldistrikts Toquard am 24. April 1825 zur Pastorei in Eggelingen vorgeladen unter Androhung einer Strafe von 8 GGr. bei Nichterscheinen, um endlich zu einer Lösung zu kommen. Diese Standpauke scheint eine gewisse Wirkung zu zeigen. Am 5. Mai berichtet Lehrer Mammen, daß eine Schulstube wieder zur Verfügung steht. Verbunden mit der Nachricht ist allerdings wieder eine Beschwerde, denn 'der hiesige Bauermeister Bruhnken weigert sich, die fehlenden Bänke und einen Tisch anfertigen zu lassen, bis er besonderen Befehl erhalten habe.' Dieser läßt nicht lange auf sich warten. Bruhnken hat dem Amt binnen 3 Tagen eine Vollzugsmeldung anzuzeigen. Die Kosten waren auf die Interessenten umzulegen. Bruhnken verweist jedoch darauf, daß sich der Hausmann Johann Cornelius Janssen weigert, die Bänke und den Tisch herauszugeben, obwohl sie schon 30 Jahre im ehemaligen Schulhaus gestanden hätten. Eine Vernehmung des Janssen wird vom Amt anberaumt, ein Ergebnis ist nicht bekannt. Nach einem Bericht des Königlichen Amtes eröffnet das (jetzt Großbritannisch-Hannoversche Ostfriesische) Konsistorium zu Aurich der Kommune Toquard, daß der Wunsch zur Kombination mit der Hauptschule Eggelingen bei eintretender Vakanz berücksichtigt werden soll. Der Ärger für den Schulleiter in Toquard nimmt indes kein Ende, da Fraucke Ihnken aus Schmackens sich trotz Befehls des Königl. Amtes weigert, dem Schullehrer weiterhin Kost und Logis zu geben. Es wird verfügt, daß nunmehr Mammen zu Lasten der Ihnken sich ein Quartier besorgen soll. Jetzt erhebt Fraucke Ihnken Einspruch und erklärt, daß sie für ihre zwei schulpflichtigen Kinder den Lehrer 14 Tage in Logis hatte. Für die schulpflichtigen Kinder des Burchard Friedrich Focken, von dem sie den Platz gepachtet habe und der jetzt bei ihr zur Heuer wohne, könne sie keine Verpflichtungen übernehmen, da diese mit ihr in keiner Weise verwandt seien. Dieser Einspruch wird zurückgewiesen. Mammen hatte inzwischen Quartier bei dem Hausmann Hinrich Mienjets zu Toquard bekommen. Der Amtsvoigt Oltmans wurde beauftragt, die Kosten dafür bei Fraucke Ihnken einzutreiben. Damit enden die aktenkundlichen Nachrichten über die Nebenschule zu Toquard. Aber diese wenigen Nachrichten reichen aus, ein Bild zu zeichnen von den jämmerlichen Verhältnissen, unter denen die Lehrer und hier besonders die Nebenschullehrer zu leiden hatten." Soweit die Ausführungen von Wilfried Janßen. Ein neues Schulgebäude in Eggelingen Im Jahre 1779 hat der damalige Schulmeister zu Eggelingen, Hinrich Sieveken, eine Eingabe an den "Von Gottes Gnaden Friedrich König von Preußen, Markgraf zu Brandenburg ..." gerichtet. In dieser Eingabe, die offenbar bei der zuständigen Behörde in Aurich zu Protokoll genommen wurde, heißt es einleitend: "Eurer Königlichen Majestät allerunterthänigster Knecht hat bereits als Schuldiener seit 1759 allerhöchst Dero Königliche Gnade in höchster Devotion von Herzen treu verehret". Die weiteren Ausführungen sind kaum zu entziffern. Auf jeden Fall beantragt Sieveken mit seiner Eingabe, ihm für die Bedienung und die monatliche Stimmung einer neu erbauten Orgel und für die Einsammlung der Armengelder eine Vergütung zuzubilligen. Ob seinem Anliegen stattgegeben wurde, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Immerhin liefern sie den Beweis, daß eine Kirchenorgel aus dieser Zeit stammen muß. Abgesehen davon, daß in Toquard in einem ehemaligen Backhaus Schulunterricht erteilt worden sein soll, haben wir ansonsten über die Lage, den Zustand und die Einrichtung der bisherigen Schulgebäude nichts erfahren. Dazu hilft uns jedoch ein Schreiben weiter, welches der Schullehrer Hilbert Wilhelm Schuster am 20. Januar 1808 dem "Wohllöblichen Amtsgericht" eingereicht hat: "Das Wohllöbliche Amtsgericht wird es mir nicht verübeln, wenn ich eine Vorstellung und Bitte zu tun mir die Freyheit erlaube. Da diese Schule in einem sehr geringen Stande, weil sie nicht nur allein baufällig, sondern auch viel zu klein, um alle schulfähigen Kinder erfassen zu können, und daher meiner und der Kinder Gesundheit sehr nachtheilig ist - eben so auch mit der gantzen Wohnung des Schullehrers, denn diese ist an Bequemlichkeit und Baufälligkeit sehr schlecht. Da es nun ohne Aufschub noethig, gedachten Fehlern abzuhelfen, und daher ein ganz neues Schulhaus zu bauen, ohne welches dem nicht abgeholfen werden kann - und bevorstehenden Frühling damit den Anfang zu machen wol das beste ist, um so viel mehr, weil diese Gemeinde ein ansehnliches Capital zur Kirchen-Caße von der hiesigen Prediger Bedienung während der Vacanz-Zeit gehoben; so ergehet meine gehorsamste Bitte an das Wohllöbliche Amtsgericht, mich durch dero großen Vermittelungs-Rechte in dieser Sache zu unterstützen, oder doch eventualiter mir eine neue Schule auf irgend einem besonderen Platze zu bauen, um durch den Gewinn der jetzigen Schulstube in meinem Hause mehreren Raum zu gewinnen, den ich mit schuldigster Hochachtung die Ehre habe zu beharren, Eines Wohllöblichsten Amtsgerichts gehorsamster Diener gez. Hilbert Wilhelm Schuster, Schullehrer Eggelingen, 20ten Januar 1808" Der Lehrer Schuster hat mit seiner Eingabe offenbar Erfolg gehabt, denn fünf Jahre später, 1813, wurde ein schönes neues Schulgebäude erbaut. Von diesem existiert noch eine Grundrißskizze. Unter den beim Pfarramt der Kirchengemeinde Eggelingen aufbewahrten Dokumenten befindet sich u. a. ein im Jahre 1881 aufgestelltes Inventarium, das uns Einblick gewährt in das Schulwesen der damaligen Zeit. Das damalige Wohnhaus des Lehrers, worin sich auch die Schule befand, lag demnach 16 Ruthen westlich der Kirche. Es war unter Einschlug der Scheune 82 Fuß lang. Das Wohnhaus mit Schule hatte eine Länge von 50 Fuß, die Scheune 32 Fuß. Die Schule war 27 Fuß, das Wohnhaus 33 Fuß und die Scheune 48 Fuß breit. In dem Wohnhaus befanden sich außer einem kleinen Portal und einem Keller eine Wohnstube, eine Schlafstube, eine Küche und ein Waschraum mit einer Regenwasserbacke (welche der Lehrer Müller aus eigenen Mitteln hat herrichten lassen). Ferner war hinreichend Bodenraum vorhanden. Zum Wohnhaus gehörten zwei eiserne Öfen in der Wohnstube und Schlafstube, ferner zwei Bettstellen in letzterer. Wegen beschränkter Wohnräume in der Lehrerwohnung wurde 1872 eine kleine Oberstube mit einer Schlafstelle hergerichtet, in der sich seit 1880 ein Ofen befand. Das Schulgebäude stand im Brandkataster zu 1810 mit 5.430 Mark versichert. Der Nutzungswert der Wohnung wurde mit jährlich 45 Mark veranschlagt und war ein Teil der Lehrervergütung. Hinter dem Lehrerwohnhaus befand sich ein Garten, dessen Nutzungswert mit 1,50 Mark angegeben ist. Ferner stand dem Lehrer noch ein auf dem Pastoreienwarfe liegender größerer Garten zur Verfügung, dessen jährlicher Nutzungswert mit 22,25 Mark angegeben wurde. Vorhanden war eine sogenannte "eiserne Kuh", welche ein Schullehrer dem anderen oder seinem Nachfolger im Amte überliefern mußte. Nach Abzug von Weide- und Stallfütterung belief sich der Nutzungswert dafür auf 9 Mark im Jahr. Die Naturalabgaben der sogenannten Hausleute bestanden in Brot, Butter und Fleisch. Die Butter war jährlich um Johanni, das Brot und das Fleisch waren um Michaelis fällig. Außerdem hatte der Lehrer ein Nutzungsrecht an verschiedenen Ländereien. Von allen im Kirchspiele Eggelingen befindlichen 49 Warf stellen war ein bestimmter Geldbetrag zu entrichten. Einnahmen erzielte der Lehrer als Organist auch anläßlich von Kindtaufen und Beerdigungen. Nach Bekanntmachung des königlichen Consistoriums zu Aurich vom 9. Juli 1877 war der Schulgeldsatz vom 1. Januar 1875 an für einen Leseschüler auf wöchentlich 8 Pf. und für einen Schreib- und Rechenschüler auf wöchentlich 12 Pf. festgesetzt worden. Die Einnahmen hiervon konnten nach einem sechsjährigen Durchschnitt auf 360 Mark veranschlagt werden. Das Organistengehalt, welches aus der hiesigen Kirchenkasse gezahlt wurde, wurde lt. Consistorial-Dekret von 1812 auf 12 Mark festgesetzt. Zusammen mit weiteren hier nicht genannten Beträgen und nach Abzug geringer Unkosten beliefen sich die Einkünfte des Lehrers demnach auf knapp 1.000 Mark jährlich. An Schulinventar waren vorhanden: 14 Tische mit daran befindlichen Bänken 2 Wandtafeln und eine Tafel mit Gestell 3 Wandkarten 1 Ofen 1 Katheder 32 bleierne Tintenfässer (Dintefässer) 1 Globus 1 Violine nebst Bogen 1 Schulschrank 1 großer hölzener Zirkel 1 Lineal (1/2 Meter) 1 kleine Treppe 1 Rechenmaschine Bücher: 1 Bibel, 1 Gesangbuch, 1 Katechismus, 1 Historienbuch, Heuers Rechenbuch (1. und z. Th.), Kranckes Rechenbuch (I. Heft), 3 Bände Ulrichs Sammlung der Gesetze und Verordnungen in Kirchen- und Schulsachen, Ulrichs Gesetz sammlung B. IV. Bemerkenswert ist noch, daß zum Heizen der Schule im Winter jedes schulpflichtige Kind jeden Morgen 1 Stück Torf mitbringen mußte. Bei Nichtlieferung des Torfes war neben dem Schulgeld für den Winter eine Mark zu zahlen. Das jetzige Schulgebäude, das seinem ursprünglichen Zweck bis 1969 diente, wurde etwa um 1890 gebaut. Auch aus heutiger Sicht ist es noch ein moderner Hau. Es ist das einzige zweistöckige Gebäude im Dorf. Ein Teil der früheren Lehrer- bzw. Organistenwohnung befindet sich in einem Anbau an der Nordseite des eigentliches Schulgebäudes. Der Haupteingang befand sich ursprünglich an der Südseite. Man betrat zunächst einen Flur. Durch den Flur ging es geradeaus in die Lehrerwohnung, und rechts befand sich eine Tür, durch welche man den einzigen großen Unterrichtsraum betrat. Die Möblierung war einfach. Sie bestand im wesentlichen aus zwei Bankreihen mit Tischen, einem Lehrerpult, einem Tisch, Wandtafeln, mehreren Schränken, dem Landkartenständer und einem eisernen Ofen. Über der Eingangstür hing seit den zwanziger Jahren ein Bild des damaligen Reichspräsidenten von Hindenburg. His zum Jahre 1918 wird hier sicher ein Bild des Kaisers die Wand geschmückt haben. In den dreißiger Jahren kam noch ein Führerbild hinzu. Der übrige Wandschmuck bestand aus Bildern, die historische Ereignisse darstellten und jeweils nach den im Unterricht behandelten Geschichtsthemen ausgewechselt wurden. So gab es Bilder über die Völkerwanderung, über einen Hunneneinfall in eine germanische Wohnsiedlung, über ein Ritterturnier oder über den Stellungskrieg 1914-1918 in Frankreich. Zeichnungen von Schmetterlingen, Vögeln und Pflanzen und Landschaftsbilder ergänzten den Naturkunde- und Erdkundeunterricht. An großen Landkarten gab es je eine von Ostfriesland, von der Provinz Hannover, vom Deutschen Reich, von Europa und von der östlichen und westlichen Halbkugel. Andere Karten stellten die staatliche Aufteilung Deutschlands während der verschiedenen Geschichtsphasen und die Wohngebiete und Wanderzüge der germanischen Völkerstämme dar. Ein Globus, eine Geige sowie geometrische Körper und Geräte für den Raumlehreunterricht rundeten die Einrichtung ab. Zu erwähnen ist noch eine reichhaltige Bibliothek die den Schulkindern zur Auswahl zur Verfügung stand. Eine besondere Errungenschaft war ein 1937 angeschafftes Film-Vorführgerät. Leider konnten nur Stummfilme gezeigt werden. Trotzdem waren die Filmvorführungen damals eine moderne und interessante Ergänzung des Unterrichts. Unterrichtet wurde in den Fächern Deutsch Rechnen, Raumlehre, Erdkunde, Geschichte, Naturkunde, Zeichnen, Musik (Gesang) und Religion. Die Mädchen hatten zudem einmal in der Woche Handarbeit bei Frau Heeren und später bei Frau Schwitters. In den dreißiger Jahren wurde verstärkt Wert gelegt auf Schulsport. Auf dem Schulhof befanden sich fest eingebaute Einrichtungen an denen ein Barren, ein Reck und Kletterstangen angebracht werden konnten. Eine Grube für den Hoch- und Weitsprung befand sich zunächst am Rande des Schulhofes. Später wurde ein kleiner Sportplatz hinter dem Garten der Pastorei eingerichtet. Auch Boßeln und Klootschießen wurde gelegentlich geübt. Typisch für die damalige Zeit war jedoch, daß die großen Jungen sich unter der Anleitung des Lehrers mit dem Bau kleiner Segelflugzeugmodelle zu befassen hatten. War doch die Fliegerei ein beliebtes Thema während der NS-Zeit. Ob hier allerdings jemals ein Segelflugmodell fertiggestellt wurde und geflogen ist, läßt sich wohl nicht mehr feststellen. Der damalige Lehrer war weder ein hervorragender Sportler noch ein begeisterter Modellbauer. Die Lehrer Würtenberg und Harenberg Ein namentliches Verzeichnis der Lehrer, die hier amtierten, haben wir nicht. Stellvertretend für andere soll hier daher die Arbeit von zwei Lehrern gewürdigt werden, die beide über Jahrzehnte in Eggelingen tätig waren und hier das Schulwesen weitgehend geprägt haben. Es sind dies die Lehrer Würtenberg und Harenberg. Emil Würtenberg wurde am 25.11.1859 in Dornum geboren. Er war verheiratet mit Helene Hook. Sie hatten zusammen vier Söhne und eine Tochter. Zwei Söhne sind im ersten Weltkrieg gefallen. Herr Würtenberg kam 1894 als Lehrer nach Eggelingen. Er soll um die Jahrhundertwende ca. 100 Schülerinnen und Schüler unterrichtet haben. Auf einem Schulbild, das etwa 1909/1910 aufgenommen wurde sieht man den Lehrer mit 62 Schulkindern, die acht verschiedenen Geburtsjahrgängen angehörten und die er gleichzeitig in einem Klassenraum unterrichtete. Kein Wunder, daß die Unterrichtsmethoden damals anders waren als heute. Vor allem führten die Lehrer ein strenges Regiment. Nötigenfalls wurde der Stock zu Hilfe genommen. Der Lehrer hätte sich sonst gegenüber so vielen Kindern kaum durchsetzen können. Übrigens wurde in Eggelingen wie auch in anderen Gemeinden vor dem ersten Weltkrieg in der Schule noch ganztägig unterrichtet. Die Unterrichtszeiten waren vormittags von 8 bis 12 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr. Die Organisation des Schulwesens wurde damals wesentlich vom Generallandschulreglement bestimmt. Es sicherte endgültig die Staatsaufsicht über die Schulen. Den Geistlichen blieb zwar ein mitbestimmendes Urteil über den Lehrer, aber nicht als Vertreter der Kirche, sondern als vom Staat beauftragte Schulaufseher. Als solcher visitierte der Pastor der örtlichen Kirchengemeinde wenigstens einmal im Jahr die Schule. Später ging die Schulaufsicht auf einen Staatsbediensteten, den Schulrat, über. Über Lehrer Würtenberg erzählt seine Enkelin heute: "Er spielte Orgel und Klavier, konnte Fremdsprachen, war ein halber Doktor, reparierte Uhren und konnte herrlich erzählen. Mit mir marschierte er bis Schinackens. Wir saßen am Straßenrand auf einem Baumstamm, und er machte aus Binsen Körbchen und Poggenstöhl. Gefehlt hat mein Großvater während seiner Amtszeit nur einmal. Er fuhr mit seiner Tochter nach Helgoland, wo sein Sohn stationiert war. Das Wetter war aber so grausam schlecht geworden, daß kein Schiff die Rückfahrt wagte. Das seien die schlimmsten Tage für ihn gewesen. Soweit ich recht unterrichtet bin, fuhr mein Großvater das erste Fahrrad in Ostfriesland. Er fuhr gerne. Später mit seiner Tochter nachmittags eben mal nach Wilhelmshaven. Wo gäbe es das heute noch bei den vielen Autos. Meine Mutter hat viel aus ihrem Elternhaus in Eggelingen erzählt. Es ging im Lehrerhaus mit fünf Kindern knapp zu. Opa hätte ein Gehalt von 750 Mark im Jahr (!) gehabt. Dazu bekam er als Organist ein Entgelt, und zu Martini ein "Martinigefälle"; das waren Naturalien, die die umliegenden Bauern zu entrichten hatten. Mein Großvater hatte tatsächlich 100 Kinder zu unterrichten, einmal sogar 103. Die älteren mußten dann schon mal die Kleineren im Flur vornehmen. Aber gelernt haben sie alle was ...". Dieser so vielseitig begabte Mann hat bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1924 an der Volksschule in Eggelingen gewirkt. Im Alter war er schwer krank und war sieben Jahre an den Rollstuhl gefesselt. Er starb im Jahre 1933 in Carolinensiel, wohin er nach seiner Pensionierung gezogen war. Seine Frau kam später noch oft mit dem Fahrrad nach Eggelingen und besuchte hier ihre vielen Bekannten. Sie wohnte bis zu ihrem Lebensende in Carolinensiel und starb kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Nachfolger des Lehrers Würtenberg wurde Lehrer Wilhelm Harenberg. Er wurde im Jahre 1899 in der Nähe von Hannover geboren, war als Achtzehn-/Neunzehnjähriger im ersten Weltkrieg noch Soldaten gewesen und hatte an den Kämpfen an der Westfront teilgenommen. Seine Ausbildung zum Lehrer hatte er offenbar nach dem Krieg absolviert. 1924 kam er im Alter von 25 Jahren als Junglehrer von Leerhafe nach Eggelingen. Die Schule war hier nach wie vor einklassig, und es mußten gleichzeitig acht verschiedene Geburtsjahrgänge unterrichet werden. In den dreißiger Jahren waren es noch 45 bis 50 Kinder. Die beiden jüngsten Jahrgänge bildeten die Unterstufe, die beiden nächsten Jahrgänge die Mittelstufe und die vier letzten Jahrgänge, also die Elf- bis Vierzehnjährigen, die Oberstufe. Bevor der Lehrer mit dem Unterricht der Oberstufe begann, mußte er die Kleinen mit Aufgaben versorgen, die sie selbständig zu lösen hatten, entweder Schreib- oder Rechenaufgaben. Umgekehrt wurde ebenso verfahren. Eine besondere Methode, die auch Lehrer Würtenberg schon angewandt hatte, bestand darin, daß die guten älteren Schülerinnen oder Schüler den Lehrer bei der Unterrichtung der Kleinen unterstützen mußten. Die Kleinen wurden z. B. in den Flur geschickt, wo sie unter der Anleitung einer älteren Schülerin oder eines älteren Schülers Kopfrechnen üben mußten. Wer die Antwort zuerst wußte, durfte in die Klasse zurück. Die letzten wurden zumeist vom Lehrer selbst kontrolliert. Auch Lehrer Harenberg konnte besonders in Geschichte und Erdkunde interessant erzählen. Wenn er der Oberstufe von der Völkerwanderung, den Hunnen, von Karl dem Großen oder Kaiser Otto erzählte, hatten es die interessierten Mittelstufler schwer, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Am schönsten war es, wenn er sagte, die Mittelstufe könne zuhören. Für die oberen Schuljahrgänge war es immer ein Spaß, wenn die kleinen ABC-Schützen eingeschult wurden. Manche waren dabei, die noch nie ein Wort hochdeutsch gesprochen hatten. Man kann sich vorstellen, was für ein Kauderwelsch dann zustandekam. Manches Lächeln konnte der Lehrer sich oft selbst nicht verkneifen, `wenn eine kuriose Geschichte von einem Neueingeschulten vorgebracht wurde. Um das Vertrauen der Kleinen zu gewinnen, sprach der Lehrer in den ersten Wochen durchweg mit ihnen platt. Er ließ die Zügel locker. Daß es in der Schule auch streng zuging, merkten die Kleinen von selbst, wenn vor ihren Augen einer der Großen eine Tracht Prügel bekam. Die Jungen mußten sich bücken oder wurden übers Knie oder über die Bank gelegt und bekamen dann ihre Stockhiebe aufs Hinterteil. Die Mädchen erhielten, wenn es sein wußte, Stockhiebe über den Rücken. Etwas behutsamer wurde mit ihnen aber immer umgegangen. Auch Schimpfworte wie "du Schlot" oder "du Tölpel" waren durchaus an der Tagesordnung. Daß in der Schule geschlagen wurde, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Es war ja auch, wenn man es richtig bedenkt, für den Betroffenen eine unwürdige Prozedur. Aber nach damaliger Vorstellung, auch seitens der Obrigkeit, war das eine Erziehungsmethode die bei Gelegenheit notwendig und wirkungsvoll war. Geprügelt wurde damals an allen Schulen, nicht nur in Eggelingen. Die Eltern wußten davon. Beschwerden kamen deswegen von diesen jedoch kaum. Die meisten Eltern waren offenbar der Meinung: "Wir haben das auch mitmachen müssen, und es hat uns nicht geschadet." Trotzdem ist es gut, daß es so etwas nicht mehr gibt. Schließlich haben Kinder auch ihre Würde. Der Lehrer im Dorf war damals eine Respektsperson der man als Kind außerhalb der Schulzeit möglichst aus dem Weg ging. Außerhalb der Schulzeit kontrollierte er im Dorf bei seinen Rundgängen, ob die Kinder abends noch auf der Straße waren. Im Winter wollte er sie nach Eintritt der Dunkelheit nicht mehr auf der Straße antreffen. Im Sommer wurde die Zeit auf 20 Uhr erweitert. Bei aller Strenge war Harenberg hier durchaus nicht unbeliebt. Er war auch freundlich und liebenswürdig, besonders bei Schulausflügen, die vor dem zweiten Weltkrieg alle zwei Jahre stattfanden. In der ersten Hälfte der dreißiger Jahre wurden diese Ausflüge erstmals mit Kraftomnibussen durchgeführt. Die politische Haltung des Lehrers Harenberg war wohl konservativ bzw. deutschnational. Jedenfalls konnte man das seinen Bemerkungen entnehmen, wenn er im Geschichtsunterricht das ungerechte Versailler Friedensdiktat und die Abtrennung deutscher Gebiete vom Reich anprangerte oder wenn er prophezeite, daß der Bolschewismus aus dem Osten sicher auch eines Tages seine dreckigen Hände nach dem schönen Ostpreußen ausstrecken, sich dabei dann aber gehörig die Finger verbrennen werde. Mit solchen Ansichten, die nach dem ersten Weltkrieg in der Bevölkerung weit verbreitet waren, stellte er sich nicht in Widerspruch zur nationalsozialistischen Staatsführung, die 1933 die Macht übernommen hatte und ihren Einflug auch in den Schulen geltend machte. Was ihn von dieser trennte, war seine Verbundenheit mit der Kirche. Auch als 1934 der Hitlergruß in den Schulen eingeführt wurde, ließ Harenberg anschließend vor dem Beginn des Unterrichts noch ein Gebet sprechen und einen Gesangvers singen. Er hatte zu Pastor Behnen, der dem Nationalsozialismus in vielerlei Hinsicht kritisch gegenüberstand, ein gutes Verhältnis. Lehrer Harenberg, der auch im zweiten Weltkrieg noch kurze Zeit Soldat war und im Anschlug daran vorübergehend als Lehrer nach Wangerooge abgeordnet war, hielt der hart bedrängten Kirche während der NS-Zeit als Organist die Treue. Er blieb daher auch nach 1945 ohne Unterbrechung im Amt. Während sein vorübergehenden kriegsbedingten Abwesenheit haben die Lehrer Zeuske aus Uttel und Dasenbrook aus Asel sowie Fräulein Hemme aus Wittmund hier unterrichtet. Nach 1945 Als nach 1945 insbesondere durch den Zuzug der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten die Zahl der Schulkinder wieder stark anstieg, wurde die Schule innen so umgebaut, daß zwei kleinere Klassenräume entstehen konnten. Der Eingang wurde von der Süd- zur Ostseite verlegt. Ab 1949 oder 1950 war Hubert Martin als zweiter Lehrer hier tätig. Herr Martin stammte aus Schlesien und war erst einige Jahre nach dem Krieg aus russischer Gefangenschaft entlassen worden. Er unterrichtete die Kinder der Unter- und Mittelstufe. Herr Harenberg konnte sich nunmehr ganz der Oberstufe widmen. Nur wenn es gelegentlich in den unteren Stufen zu laut wurde, wußte er schon mal beschwichtigend eingreifen. Er war im Laufe seiner langen Dienstzeit doch ruhiger und gelassener geworden. In den fünfziger Jahren ging die Zahl der Schulkinder wieder erheblich zurück, weil eine Anzahl Flüchtlingsfamilien umgesiedelt wurde. Lehrer Martin wurde daher bald nach Burhafe versetzt, und Herr Harenberg hatte bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1964 wieder das alleinige Sagen an der hiesigen Schule. .Er hat hier 40 Jahre gewohnt und gewirkt und verzog 1964 mit seiner Frau, einer Tochter des früheren Bürgermeisters Jabbo Oltmanns, nach Hannoversch Münden, wo zwei Töchter wohnten. In die alte Lehrerwohnung zog nunmehr ein junger Lehrer namens Suntke Reents. Seine spätere Frau war Pastorin. Durch sie wurde der Name Eggelingen erstmals im Rundfunk erwähnt, weil sie des öfteren Morgenandachten über das Radio sprach. Mit dem Zuzug von Lehrer Reents hatte es zunächst den Anschein, als würde die Schule in Eggelingen bis auf weiteres bestehen bleiben. Die Gemeinde Eggelingen entschloß sich, ein neues Lehrerwohnhaus mit zwei Wohnungen zu bauen. Es wurde 1966 fertig. Die Wohnung an der Westseite bezog Herr Reents, und in die andere Wohnung zog ein Lehrer Janssen. Aber schon nach wenigen Jahren wurde Herr Reents an eine größere Schule versetzt. Die Lehrer wechselten in kurzen Abständen, und es zeichnete sich schon ab, daß die hiesige Schule die beabsichtigte Schulreform wohl nicht überdauern würde. Tatsächlich waren die Eggelinger Kinder des 7. und 8. Schuljahres bereits Ostern 1962 nach Wittmund umgeschult worden. Die weitere Umschulung erfolgte in den Jahren darauf, offenbar jahrgangsweise. 1969 kam schließlich das endgültige Aus für die Eggelinger Volksschule. Ab dem 1. August 1969 besuchen alle schulpflichtigen Kinder aus Eggelingen Schulen in Wittmund. Die Kirchengemeinde Eggelingen als Eigentümerin des Schulhauses ließ die früheren Klassenräume zu einem Gemeindesaal mit einer Teeküche und neuzeitlichen sanitären Anlagen umbauen. Seitdem finden hier nicht nur gelegentlich Gottesdienste statt, sondern der Saal steht auch für Familienfeiern zur Verfügung. Hier werden die Gemeindeversammlungen der Kirche und des Bürgervereins abgehalten. Der Frauenkreis, der Kindersing- und - spielkreis, der Posaunenchor und die Theatergruppe haben hier ihre Zusammenkünfte. Das alte Schulhaus dient somit manchem schönen Zweck und ist für die Dorfgemeinschaft unentbehrlich. Die Auflösung der Eggelinger Schule war sicher kein Vorgang, dem man hier uneingeschränkt freudig zugestimmt hat. Der Schülertransport nach Wittmund war anfangs mit vielen Problemen behaftet. Seit einigen Jahren gibt es hier jedoch eine öffentliche Busverbindung nach Wittmund. Sie wird in der Hauptsache von den Schulkindern genutzt, kann aber von jedermann in Anspruch genommen werden. Leider fahren die Busse nur vormittags und an Schultagen. Eine Erweiterung der Busverbindung auch außerhalb der Schulzeit ist erstrebenswert.
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